Nach den sindflutartigen Regenfällen der vergangenen Tage präsentierte sich das Gelände vor dem Zeitzeloch im strahlenden Sonnenschein. In wenigen Stunden verwandelte das eingespielte Team von NABU und GLP das Terrain in ein Festgelände, das die Besucher über Planungen und aktuelle Vorgänge um das Wahnsinnsprojekt B 535 informierte und alle Voraussetzungen für einen angenehmen Aufenthalt schuf. Anders als in den Vorjahren gab es keine Stoßzeiten, sondern das Fest war kontinuierlich gut besucht. Besonders viele Neubürger aus Plankstadt verschafften sich einen ersten Einblick, was sie bei einem Bau der B 535 erwarten würde und äußerten sich entsetzt über das Ausmaß der geplanten Vernichtung von Natur und Landschaft.

Am Rande des größten und bedeutendsten Biotop der Gemeinde Plankstadt, dem “Zeitzeloch” begrüßte Gemeinderat Ulf-Udo Hohl, GLP, die zahlreichen Besucher namens des “Widerstandes gegen die B 535, der von der Grün-Alternativen Liste Schwetzingen (GAL), dem BUND, dem NABU Schwetzingen und der Grünen Liste Plankstadt (GLP) getragen wird.

Hohl stellte fest, daß die Hoffnungen, die die Gegner der B 535 in die Regierung Schröder / Fischer gesetzt hätten enttäuscht wurden. Eine Verkehrswende habe nicht stattgefunden. Der Bundesverkehrswegeplan, der die ökologischen Aspekte stärker gewichten sollte, sei bis nach der Wahl 2002 verschoben worden. Statt dessen habe Rot/Grün an allen bereits angefangenen Straßenprojekten festgehalten und alle Planungen der Kohl-Regierung nacheinander abgearbeitet. Hier habe sich die Straßenbaupartei SPD durchgesetzt.

Bei der B 535 sei allerdings eine spezielle Situation entstanden, da sie weder im Straßenbauplan 2002 aufgeführt wurde noch Mittel im Haushalt 2002 zur Verfügung standen. Eine schwarz-rote Straßenbaukoalition habe dann an Parlament und Koalitionsvereinbarung vorbei in Baden-Württemberg eine Million Euro zusammengekratzt und für einen virtuellen Baubeginn verwendet. Aus welchem Topf das Geld stamme sei bis heute unbekannt. Ziel der Maßnahme sei es gewesen, den Verfall der Planfeststellung im Februar 2002 zu verhindern. Hohl bezeichnete es als auffallend, daß Kommunalpolitiker wie der Schwetzinger OB, die ansonsten stetig ihr Konterfei ablichten ließen, sich ausgerechnet bei der umstrittenen B 535 einen Spatenstich verkniffen hätten. Dies bestärke den Widerstand gegen die B 535 in der Ansicht, daß der Planfeststellungsbeschluß außer Kraft getreten sei. Diese und andere wesentliche Fragen würden inzwischen einer juristischen Prüfung unterzogen, betonte Hohl. Mut dazu hätten vor allem die erneuten und zahlreichen Unterschriften listen gegen die B 535 sowie die große Spendenbereitschaft für Aktionen gegen die B 535 gemacht.

Zeitzelochfest 2002Auch wenn sich Gemeinderat Hohl und die GLP mit der Politik von Bündnis 90/Grüne in einigen Punkten nicht einverstanden erklärte, so lobte er doch “daß wir uns in Sachen B535 immer auf sie verlassen konnten.” Er verwies besonders auf die große Unterstützung durch die grünen Bundestagsabgeordneten im Verkehrsausschuß, wie z.B. Winne Hermann, die hiesige Bundestagsabgeordnete Angelika Köster-Loßack, den verkehrspolitischen Sprecher der grünen Landtagsfraktion in Baden Württemberg Boris Palmer und den Kreisverband Hardt von Bündnis 90/Grüne.

Inzwischen habe sich der virtuelle Baubeginn zur “klammheimlichsten Baustelle” der Republik gemausert. Hohl zitierte aus einem Schreiben von Staatssekretär Stefan Mappus im Verkehrsministerium von Baden-Württemberg aus dem hervorgeht, daß bis 2008 der erste Bauabschnitt von der B 36 bis zur L 543 an der Carl-Theodor Brücke fertiggestellt sein soll. Spätestens ab dann werde sich der Verkehr über Plankstadt verteilen. Sofern dann die finanziellen mittel vorhanden sind, solle die B 535 dann bis zur L 600 an die Kurpfalzhöfe geführt werden. Mit zwei Legenden räumte Hohl auf. Wer wie der Bundestagsabgeordnete Binding kolportiere, die Zweispurigkeit der B 535 sei ein Zugeständnis an die Ökologie, der unterschlage, daß allein finanzielle Zwänge die abgespeckte Bauweise erzwingen würden, daß aber sämtliche Bauwerke wie die Brücken und der Tunnel durch das Zeitzeloch vierspurig ausgeschrieben werden sollen.

Das Duo - Boris Reiser un Vadder

Die zweite Legende werde von Bürgermeister Huckele unter die Leute gebracht, daß ein gleichzeitiger Baubeginn von Norden und Süden in Angriff genommen werde. Diese Behauptung, die erst kürzlich bei einem Zusammentreffen von Bürgermeister und CDU Bundestagskandidaten wieder die Runde machte, könne nur aufstellen, wer entweder keine Ahnung habe oder der Plankstädter Bevölkerung etwas vormache. Bei diesem Treffen habe sich der Bürgermeister auch zu der Aussage verstiegen, daß die B 535 für Plankstadt “lebensnotwendig” sei.

Lebensnotwendig für Plankstadt sei aber nicht das lebensfeindliche Monsterprojekt B 535 sondern der Ausbau eines Ortszentrums, das diesen Namen verdiene und in dem sich die Bürger und Bürgerinnen von Plankstadt aufgehoben fänden und wohl fühlen könnten. Sinn mache die B 535 einzig für Schwetzingen als eine vom Bund bezahlte Erschließungsstraße für das Ausbesserungswerk. Nach dieser mit viel Beifall bedachten Rede kam die Unterhaltung zu ihrem Recht.

Das Duo “Boris Reiser un Vadder” sorgte mit Gitarre und Mundharmonika für eine ausgezeichnete Stimmung. Mit seinen Versionen von “Saucer”-Songs sowie Stücken von R.E.M. und U2 fanden das Duo großen Anklang. Ein Höhepunkt war der von Martin Reiser vorgetragene “Zeitzeloch Blues” der den Widerstand gegen die B 535 akustisch thematisierte.

NABU-Stand

Für die Kinder und Jugendlichen wurden unter der Regie von Harald Geiser eine Öko-Rally angeboten, die von den Kindern begeistert angenommen wurde.

Der NABU informierte über die Schönheiten des Zeitzeloch mit Führungen und einer ausgezeichneten Photoserie von Frau Dr. Erichsen über Fauna und Flora des Biotops.

Die Würstchen und Steaks der Bioland Metzgerei Giese aus Brühl und Bio-Schafskäse des Tee-und Naturkostladens Uli Pusch aus Schwetzingen waren ganz nach dem Geschmack der Besucher, ebenso die leckere Kuchentafel und die Salate.
Am Abend ging das Fest friedlich zu Ende, nachdem die fleißigen Helfer das Gelände wieder in den ursprünglichen einzigartigen Zustand zurückversetzt hatten.
Die Veranstalter waren sich einig: vom Besuch, den vielfältigen Gesprächen, dem Verzehr und der Spendenfreudigkeit her – ein gelungenes Fest.

ho

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