Foto (© Decher): Viviane Reize und Dr. Andre Baumann MdL waren sich einig, dass die Themen Altenpflege und Häusliche Betreuung immer wichtiger werden.
„Die ambulante Pflege ist für mich der schönste Beruf, den es gibt“, sagte die Gesundheits- und Krankenpflegerin Viviane Reize. „Man kommt mit vielen super lieben Menschen in Kontakt und gewinnt jeden Tag tolle Eindrücke.“ Die Plankstadterin leitet den Betrieb „Annelen Reize – Häuslicher Pflegedienst“ ihrer Schwiegereltern in Mannheim-Friedrichsfeld mit. Reize sitzt zudem für die Grüne Liste Plankstadt im Plankstadter Gemeinderat und ist die Zweitkandidatin des Landtagsabgeordneten der Grünen Dr. Andre Baumann für die Landtagswahl 2026. Jetzt hat Baumann sie vormittags im Betrieb besucht und bei zwei Terminen begleitet. „Ich habe dein Strahlen gesehen, wenn du mit den älteren Menschen umgehst“, sagte er. „Und ich habe gesehen, wie sie zurückstrahlen. Das machst du wirklich ganz toll! Ich danke dir und deinen Kolleginnen und Kollegen ganz herzlich für eure wichtige Arbeit! Wir alle werden ja hoffentlich mal alt, und wir haben künftig immer mehr ältere Menschen in unserer Gesellschaft. Somit spielt ihr und spielen die Sorgen der älteren Bürgerinnen und Bürger eine immer größere Rolle.“
Mit zehn Mitarbeitenden betreut der ambulante Pflegedienst zurzeit 85 Patientinnen und Patienten in und rund um Friedrichsfeld. An diesem Tag sei ein Angehöriger einer Kundin verstorben, berichtete Reize. „Vor allem an solchen Tagen bin ich sehr froh, dass ich mir bei Bedarf mehr Zeit nehmen kann für die Betreuung. In größeren Betrieben sind die Abläufe schon enger getaktet.“ In dem 1996 gegründeten Familienbetrieb betreibe man eine Mischkalkulation. „Bei manchen Kunden brauche ich sehr wenig Zeit. Die gesparte Zeit kann ich mir bei einem anderen nehmen, der vielleicht mehr Gesprächsbedarf hat.“
Betreuung erleichtert den Kundinnen und Kunden den Alltag
Mit Baumann geht es heute zu zwei über 80-jährigen Damen, „sie sind aber beide noch sehr fit“, so Reize. Zur ersten Kundin fahren die beiden mit dem Auto; eines von fünf, die die Pflegedienst-Mitarbeitenden nutzen. Die Dame bekommt aufgrund eines Lymphödems spezielle Lymphstrümpfe angezogen, damit die Beine weniger dick werden über den Tag. „Ausziehen kann ich sie abends selbst, das ist kein Problem. Nur das Anziehen schaffe ich nicht alleine“, erzählte sie. „Die Strümpfe müssen sehr fest sitzen“, ergänzte Reize. Dank der Strümpfe und der zusätzlichen Einnahme von Wassertabletten, würden ihre Beine weniger anschwellen, so die Kundin weiter. „Wir sind zufrieden, nicht wahr?“, fragte sie Reize und beide nickten sich lächelnd zu. Die Atmosphäre war herzlich, freundschaftlich; auch über Baumanns Besuch freute sich die Kundin. Die Strümpfe und die Betreuung von Reize sowie ihren Kolleginnen und Kollegen bedeuteten für sie eine große Erleichterung, sagte die Kundin. „So bin ich weiterhin mobil und gehe nun auch gleich einkaufen.“
„Wir übernehmen die Grund- und Behandlungspflege für alle Pflegegrade“ , erzählte Reize auf dem Weg zur zweiten Kundin. „Also je nach Bedarf eben waschen, ankleiden, Strümpfe anziehen, mal das Bett machen, Tabletten richten, Insulin geben, Rezepte sowie Verordnungen vom Arzt besorgen und vieles mehr.“ Auch Sterbebegleitung gehöre dazu. „Für diese arbeiten wir mit spezialisierten Palliativteams zusammen. Eine solche Begleitung ist das Beste, was man Menschen anbieten kann, die zu Hause sterben möchten.“ Generell versuchten Reize und ihr Team so zu arbeiten, dass alle zufrieden seien und man sich ein bisschen Zeit nehmen könne für die Kundinnen und Kunden, sagte sie. „Wir beraten auch viel zu allen möglichen Fragen, etwa zur Lebenssituation oder der Wohnraumgestaltung.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Pflege sind schwer zu finden
Auch bei der nächsten Kundin stand Strümpfe anziehen auf dem Programm. „Dieser Dame ziehe ich Kompressionsstrümpfe an“, erklärte Reize. „Mit den Strümpfen werden ödematöse Beine behandelt.“ Zudem richtete die Pflegefachkraft die einzunehmenden Tabletten für die kommende Woche und versorgte die Kundin bezüglich ihres Diabetes. Gemütlich am Wohnzimmertisch entstand anschließend ein lebhafter Austausch. Baumann: „Es war ein tolles Gespräch. Ich habe viel Interessantes und Lehrreiches aus dem Leben der humorvollen Dame erfahren. Und wir haben uns über Länder ausgetauscht, in die wir beide schon gereist sind.“ Sie lerne ebenfalls sehr viel im Umgang mit ihren Kundinnen und Kunden, erzählte Reize. „Und ich nehme viel für meine eigene Lebenssituation mit. Die älteren Menschen besitzen einen großen Schatz an Lebenserfahrungen, aus dem man schöpfen kann.“
Kundinnen und Kunden werde es für den Pflegedienst immer geben, so Reize. „Zurzeit können wir keine weiteren annehmen. Ein großes Problem ist es für uns und eigentlich alle ambulanten Pflegedienste aber, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden.“ Die Arbeit in Früh- und Spätdiensten sei nicht besonders familienfreundlich, sodass die meisten nur Teilzeit arbeiten würden. „Zudem müssen unsere Mitarbeitenden einen Führerschein besitzen und gut Deutsch sprechen“, erläuterte Reize weiter. „Denn ambulante Pflegerinnen und Pfleger sind in der Regel allein unterwegs und müssen sich mit den Kunden gut verständigen können.“
Schwierig sei im Alltag zudem die teils hohe Bürokratie: „Ich habe manchmal das Gefühl, dass ich jeden Arbeitsschritt doppelt und dreifach dokumentieren muss“, sagte Reize. Er habe heute einige Aufgaben für die Politik mitgenommen, so Baumann abschließend: „Wir arbeiten daran, die Situation für euch Pflegekräfte und eure Kundinnen und Kunden weiter zu verbessern.“