Gleich mehrfach war die Führung mit Andre Baumann durch die Welde-Brauerei ausgebucht. Baumann selbst war die Begeisterung anzumerken. Zusammen mit Braumeister und Biersommelier Stephan Dück begrüßte der Landtagsabgeordnete der Grünen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer: „Auch wenn wir in Baden-Württemberg mit der Rothaus-Brauerei eine staatliche Brauerei haben, ich bin mit Welde groß geworden. Das ist meine Brauerei, in der wir heute das Geheimnis Kurpfälzer Braukunst entdecken.“ Aber es sollte bei der Führung nicht nur um Geschmack und Qualität, sondern auch um Nachhaltigkeit und Klimaschutz gehen. Und auch hier schreitet die Welde-Brauerei kraftvoll voran.
Stephan Dück führte die Teilnehmenden zuerst in die Geschichte der Welde-Brauerei ein, wie alles mit Heinrich Joos im Jahr 1752 begann bis zum Umzug von Schwetzingen ins neue Plankstädter Gewerbegebiet im Jahr 1981, der Betriebsübernahme durch Dr. Hans Spielmann im Jahr 1985, der auch die legendäre geschwungene grüne Flasche als Marke etablierte. Nun wird die Brauerei von seinem Sohn Max Spielmann geführt. Dück erklärte, wie die verschiedenen Zutaten wie Gersten- und Weizenmalz und der verwendete Hopfen den Geschmack des Bieres prägen und gab schon einen ersten Eindruck von den Klimaschutzbemühungen der Brauerei. Beispielsweise wird zunehmend klimafreundlich angebaute Gerste verwendet, um auch beim Einkauf den CO2-Fußabdruck zu verkleinern.
Bei Welde dreht sich viel um die kunstvoll geschwungene Flasche. „Welde-Flaschen sind nicht nur schön, sondern auch wertvoll. Glasflaschen sind in der Herstellung enorm energieaufwendig. Darum sollten sie wie bei Welde möglichst oft wiederverwendet werden. Leider ist das Pfand auf Bierflaschen mit 8 Cent so gering, dass manche die Flaschen nicht mehr abgeben“, so Baumann, der als Staatssekretär im Umweltministerium auch für Kreislaufwirtschaft zuständig ist. Damit die geschwungene Weldeflasche auch wieder ankommt und nicht in großen Mengen verschwindet, wird diese nur in der Region verkauft. Über die regionalen Grenzen hinaus verkauft die Brauerei das Bier der Marke Kurpfalzbräu in Standardflaschen, die deutschlandweit auch von anderen Brauerei befüllt werden können. Die Rückläuferquote der Flaschen könnte höher sein sagte Dück. Eine Erhöhung des Flaschenpfandes halte er für eine gute Idee, um die Kundinnen und Kunden zu motivieren, die Flaschen im Laden zurückzugeben.
Foto: Max Spielmann berichtet von den bereits erfolgten und noch geplanten Maßnahmen zum Klimaschutz
Ab hier übernahm Geschäftsführer Max Spielmann die Führung. Im Sudhaus erklärte Spielmann den Brauprozess und gewährte den Teilnehmenden einen Blick in Braukessel und Würzepfanne. Im Gär- und Lagerkeller zeigte er auf die großen Tanks und erklärte das Slow-Brewing-Konzept: „Wir brauen unser Bier nach bester handwerklicher Tradition. Wir setzen auf Klasse statt Masse und wir geben darum unserem Bier die Zeit, die es zum Reifen braucht. Bis zu vier Wochen fürs Brauen und Lagern. Große Brauereien brauen ein Bier in fünf Tagen“, erklärt Spielmann. „Je länger Bier lagern darf, desto besser wird und schmeckt es. Während der Lagerung werden langsam Nebenstoffe der Gärung, wie zum Beispiel Fuselalkohole abgebaut. Das Bier wird runder und der Geschmack ausbalancierter.“ Und noch ein weiterer Faktor mache den Geschmack der unterschiedlichen Biere aus: „In Großbrauereien wird häufig ein einziges Bier gebraut und dann zu verschiedenen Bieren weiterverarbeitet. Bei uns gibt es für jedes Bier ein eigenes Rezept. Dadurch können wir feinere Geschmacksnuancen herausarbeiten“, erklärte Spielmann.
Neben dem Brauprozess ging es immer wieder auch um Nachhaltigkeit und Klimaneutralität. Angefangen bei den Rohstoffen wie der Gerste wird der ganze Produktionsprozess klimaneutral. Bereits jetzt glänzen Solarzellen auf den Welde-Dächern, nach und nach sollen es noch mehr werden. Ebenfalls ist die Baustelle sichtbar, die eine Ladeinfrastruktur für eine elektrifizierte Dienstwagenflotte ermöglichen soll. Die Produktionsanlagen sollen nach und nach ressourcenschonender arbeiten, zum Beispiel durch Wärmeerzeugung aus der Fernwärme oder der Solarthermie. „Aber im Brauhandwerk benötigen wir für unsere Produktionsprozesse viele verschiedene Anlagen – und die kosten viel Geld“, so Spielmann, der gerne auch eine CO2-Rückgewinnungsanlage installieren würde. Momentan seien diese nur für größere Unternehmen verfügbar und rentabel. Nachhaltigkeit muss man sich auch leisten können, so Spielmann: „Neben der ökologischen Nachhaltigkeit gibt es auch eine ökonomische Nachhaltigkeit.“ Im abschließenden Gespräch im WeldeGarten freute sich Andre Baumann über die bereits erfolgten Maßnahmen zum Klimaschutz in „seiner“ Brauerei und über die noch geplanten Schritte zu einer vollständigen Klimaneutralität. Er sagte weiterhin Unterstützung für das familiengeführte Unternehmen zu. „Regionales schmeckt nicht nur besser, sondern ist auch gut für den Klimaschutz. Das gilt auch beim Bier. Denn es spart lange Transportwege und unterstützt die heimischen Brauereien dabei, die Produktionsanlagen zu modernisieren. Wir Kunden sollten global denken und lokal trinken. Klimaschutz kann man schmecken“, lautet Baumanns Fazit und er erhob sein Bierglas.
Patrick Alberti
Foto (oben): Ein Teil der Besuchergruppe bei der Welde-Brauerei mit Beteiligung der Grünen Liste Plankstadt