Unter diesem Motto veranstaltete die Grüne Liste Plankstadt (GLP) eine Informations- und Diskussionsveranstaltung im Gasthaus Engel.

In seinem Eingangsreferat bezog sich Gemeinderat Ulf-Udo Hohl auf erst jüngst gewonnene Eindrücke in Montpellier beim Besuch in der zehn Kilometer entfernten Partnerstadt Castelnau le Lez. Er sei von der zuständigen Behörde in Montpellier freundlich empfangen und mit den notwendigen Informationen versehen worden.

Die Straßenbahn (“Tramway”) erlebt in Frankreich eine Renaissance. Sie repräsentiere inzwischen eine Lebenshaltung, sei ein Zeitgeistsymbol, ein durchgestyltes Wunschobjekt mit dem die Städte schlagartig attraktiv gemacht würden. Mit diesen Worten faßte der Referent die straßenbahnfreundliche Stimmung in Frankreich zusammen. Dies fand Hohl um so bemerkenswerter, als vom dichten Straßenbahnnetz der Vorkriegszeit nicht mehr viel übrig geblieben war, außer kreischenden, ratternden Straßenbahnen in einigen Städten.
In den späten 80er Jahren griffen dann zuerst Nantes und Grenoble wegen des innerstädtischen Verkehrskollapses auf das alte Verkehrsmittel Straßenbahn zurück. Allerdings wurde die Straßenbahn mit begrünten oder fantasievoll ausstaffierten Trassen, neu angelegten Stadtplätzen, schickem Haltestellenmobiliar und futuristischem Wagendesign optisch und ästhetisch aufgewertet.

Straßburg, Rouen, einige Pariser Vorstädte, Lyon, Orleans und Montpellier orientierten sich an diesen Vorbildern. Jede Stadt bestellt bei den Straßenbahnherstellern ihren ganz eigenen Karosseriezuschnitt, wie die luftig blauen Schwalbenwesen für Montpellier. Die dahingleitende Tram ist das neue Zeichen städtischer Lebensqualität.

Schwalbendesign für Montpellier

“La Tramway c’est la liberté!” heißt das Motto in Montpellier. Die Straßenbahn löst nicht nur Verkehrsprobleme sondern bindet umliegende Gemeinden urbanistisch ein, macht den Bürgern die Verkehrsberuhigung schmackhaft und gibt der Gemeinde einen optisch unübersehbaren Wiedererkennungswert. Nicht unwesentlich zur Begeisterung für Straßenbahnverbindungen hat auch das vor sechs Jahren vom franz. Parlament verabschiedete Gesetz über die Luftqualität beigetragen. Dieses Gesetz verpflichtet die Städte bei schlechten Meßergebnissen der Luft zu wirksamen Verkehrsmaßnahmen. Besonders im Verdichtungsgebiet Montpellier führte der starke Zuzug ins Stadtzentrum und die 41 umliegenden Gemeinden (Communauté d’ agglomeration) mit 420.000 Einwohnern zum Verkehrskollaps und schlechter Luftqualität. 
Die Planungsphase für das Projekt Straßenbahn, das drei Linien umfaßt, wurde im Juli 1995 einstimmig von 15 betroffenen Gemeinden angenommen. Am 03. Juli 2001 wurde die Linie 1 von 15 km Länge in Betrieb genommen.
Im Stadium der Bürgeranhörung ist die Linie 2, die 5 Gemeinden darunter die Partnerstadt Castelneu le Lez und Montpellier miteinander verbindet. Diese 19 km lange Strecke soll 2006 eröffnet werden. Entlang der Straßenbahnlinie sind Radwege geplant, da das Fahrrad in der Straßenbahn mitgenommen werden kann. Das Fahrrad ist in Montpellier und den umliegenden Gemeinden als vollwertiges Verkehrsmittel anerkannt. Die geschätzten Kosten der Strecke belaufen sich auf 2,7 Mill. Franc ( 424 Mio Euro). Gemeinderat Hohl wies am Ende seines aufschlußreichen Vortrages daraufhin, daß im Jahr 2006 zum 25-jährigen Jubiläum der Jumelage Plankstadt – Castelnau le Lez die Plankstadter Delegation dann mühelos die Straßenbahn zwischen Montpellier und Castelnau benutzen könne.

Im zweiten Beitrag des Abends informierte Irmtraud Spinnler, Fraktionvorsitzende der Grün Alternativen Liste Heidelberg (GAL) und Mitglied im Aufsichtsrat der HSB, über die am 26. Sept. 2001 gefaßten Beschlüsse des Heidelberger Stadtrates zum neuen Verkehrsentwicklungsplan (VEP).

Irmtraud Spinnler berichtet über den VEP in Heidelberg

“Der gesamte Gemeinderat hat sich für den Ausbau des Straßenbahnnetzes und für eine Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) ausgesprochen”, faßte Spinnler eine Stoßrichtung des VEP zusammen. Für den ÖPNV sei nun in Heidelberg und den umliegenden Gemeinden eine neue Phase eingeläutet worden. Während der letzten zehn Jahren habe sich die Erweiterung des Streckennetzes der HSB auf 900m am Neuenheimer Feld beschränkt. Nun würden wieder größere Projekte angepackt. 
Neben einem Ausbau des Straßenbahnnetzes in die Altstadt, sei eine Verlängerung der Schienenwege nach Wiesloch, Sandhausen/Walldorf, Schwetzingen und Schriesheim beabsichtigt. Die Planungen für die Strecke nach Kirchheim seien bereits in einem konkreten Stadium. Im Frühjahr 2002 wolle die HSB ihre Pläne beim Regierungspräsidium einreichen. Die Gemeinde Sandhausen sitze bereits in den Startlöchern, um die Linie bis dorthin weiterzuführen.
Spinnler wies daraufhin, daß das beauftragte Planungsbüro besonders die Verlängerung der Linie2 über Eppelheim, Plankstadt nach Schwetzingen hervorgehoben und empfohlen habe. “Diese Strecke hat eine auffällig hohe Attraktivität. Das Planungsbüro hat eine Beförderung in der Straßenbahn von 8000 Personen pro Tag prognostiziert, das sind viermal soviele Fahrgäste als heute.” 
Die Gründe für diese sehr gute Prognose ergebe sich, so Spinnler, aus der verkürzten Fahrzeit, dem verbesserten Angebot durch den 10 min Takt tagsüber und einen 30 min Takt nach 20 Uhr und besonders dem Umstand, daß das lästige Umsteigen vom Bus in die Straßenbahn entfalle.

In der anschließenden Diskussion begrüßte Ulf-Udo Hohl den Beschluß des Heidelberger Stadtrates zum Ausbau des Straßenbahnnetzes und gab der Hoffnung Ausdruck, daß sich Heidelberg nun endlich auf seine Rolle als Oberzentrum besinne. 
Bernd Schmid-Auffahrt stellte fest, daß die Werbung und Informationspolitik der HSB im Vergleich zu Montpellier “sehr ausbaufähig” sei. Er hoffe, daß sich auch in dieser Hinsicht die geänderte Haltung Heidelbergs zum ÖPNV niederschlage.
Irmtraud Spinnler konnte die reservierte Stellungnahme des Plankstädter Bürgermeisters Huckele zur Verlängerung der Straßenbahnlinie 2 und dessen Verweise auf angeblich benötigte Umfahrungsstraßen nicht verstehen. 
Spinnler betonte, daß die geplante Westumfahrung des Grenzhofs, die Plankstadt Entlastung bringen würde und die Verlängerung der Straßenbahnline 2 als Paket zu betrachten sei. Während die Straße die Plankstädter Wohngebiete in Nord-Süd-Richtung entlaste, trage die Straßenbahn in Plankstadt zur Reduzierung des Autoverkehrs in Ost-West-Richtung bei.
Abschließend bedankte sich Bernd Schmid-Auffarth bei den beiden Referenten und versicherte Irmtraud Spinnler wegen dem Ausbau der Straßenbahnlinien ins Heidelberger Umland den Kontakt zu vertiefen.

Skip to content