"Pläne mit heißer Nadel gestrickt" - Heckenbiotop auf Plankstadter Gemarkung gefährdet

Gewerbegebiet Schwetzingen: Auf ihrer letzten "Sommersitzung" im Gasthaus "Engel" behandelten Mitglieder der Grünen Liste Plankstadt (GLP) eine Stellungnahme des Naturschutzbundes Dautschland (NABU) zum "Landschaftspflegerischen Begleitplan" des geplanten "Gewerbegebiets Stadteingang - Bruchhäuser Straße" in Schwetzingen.

Als Berichterstatter fungierte Gemeinderat Ulf-Udo Hohl, der darauf hinwies, daß der Gemeinderat von Plankstadt, auf seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause, das Bauleitverfahren dieses Gewerbegebiets der Stadt Schwetzingen abgelehnt habe. In der Vorlage der Verwaltung habe es geheißen, daß "keine Nachteile für die Plankstadter Gemarkung zu befürchten sind."

Die Stellungnahme des NABU zeige nun, daß es neben den Befürchtungen über Nachteile, die in der Sitzung geäußert wurden, jetzt auch einen konkreten Konflikt gebe, der übersehen wurde. das Plangebiet des Schwetzinger Bebauungsplans grenze an die Plankstadter Gemarkung. Nach der Biotopkartierung des Landratsamtes des Rhein-Neckar-Kreises befindet sich ein Teil eines gemarkungsüberschreitenden Feldheckenbiotops auf Plankstadter Gemarkung. Hohl stellte fest, daß dieser Bereich nach § 24a des baden-württembergischen Biotopschutzgesetzes unter Schutz stehe.

Durch anlage-, bau- und betriebsbedingte Folgen des geplanten Gewerbegebiets auf Schwetzinger Gemarkung würde dieses Biotop in seiner ökologischen Funktion erheblich und nachhaltig beeinträchtigt. Hohl betonte, daß nach der Bundesnaturschutzregelung eine Konfliktanalyse sowie kompensatorische Maßnahmen, auch für einen Teilbereich des Biotops auf Plankstadter Gemarkung, zwingend vorgeschrieben seien.

Der NABU habe in seinen Untersuchungen festgestellt, daß dies in Schwetzingen, sowohl beim Bebauungsplan als auch beim landschaftspflegerischen Begleitplan, versäumt wurde. Hohl kritisierte die bisherigen Planvorlagen der Schwetzinger Verwaltung zum Gewerbegebiet: "Entweder sind sie mit heißer Nadel gestrickt oder darauf angelegt, Planungen unter Auslassung geltender Bestimmungen durchzuführen."

Hohl erinnerte dabei an eine Intervention der Gemeinde Plankstadt Ende 1996, durch die Schwetzingen veranlaßt wurde, ein Parallelverfahren des gültigen Flächennutzungsplans beim Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim zu beantragen. 
Es erfordere schon einige Anstrengung daran zu glauben, daß dies irrtümlich übersehen wurde. In dem immer noch gültigen Plan vom 25.02.1983 sei das Plangebiet nicht zur Bebauung vorgesehen, sondern werde als "schutzbedürftiger Bereich der Landwirtschaft" ausgewiesen. Eine solche Festlegung könne von einer Verwaltung einfach nicht übersehen werden.

In der anschließenden Diskussion wurde Unverständnis geäußert, daß die Plankstadter Verwaltung die Konfliktlage im Grenzbereich der Gemarkung nicht erkannt hätte. Die GLP Gemeinderäte wurden aufgefordert, alles zu unternehmen, um das Biotop zu erhalten und die Belange des Naturschutzes und seiner geltenden Bestimmungen gegenüber den Schwetzinger Anmaßungen mit dem nötigen Nachdruck zu vertreten.

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"Zersiedelt und eingeschnürt" MdB Kr. Köster-Loßack (Bündnis90/Grüne) fordert Verkehrswende

Andre Baumann vom Naturschutzbund (NABU) begrüßte die Bundestagsabgeordnete Dr. Angelika Köster-Loßack (Bildmitte), namens des "Aktionsbündnisses gegen die B 535", vor den Toren des Hirschackers an der Kreuzung der geplanten B 535 mit der Rheintalbahn. Er überreichte dort der Abgeordneten eine mit zahlreichen Unterschriften versehene Petition, die an den Petitionsausschuß des Deutschen Bundestages gerichtet ist.

Das "Aktionsbündnis gegen die B 535" weist in dem Papier darauf hin, daß die geplante B 535 in einem durchschnittlichen Abstand von fünf Kilometern zur Bundesautobahn 656 Heidelberg-Mannheim verläuft. Dies entspreche genau den Kriterien des Bundesministeriums für Verkahr, um eine Bundesstraße abzustufen. Der Raum um Schwetzingen sei durch ein Netz von Autobahnen, Bundesfern- und Landstraßen für den regionalen und überregionalen Verkehr außerordentlich gut erschlossen. Ein zusätzlicher Bedarf an Straßen, die wie die B 535 in erster Linie dem weitläufigen Verkehr dienen sollen, bestehen nicht.

In seiner Begrüßung ging Baumann auch auf die "wahltaktische Stimmungsmache" ein, wie sie von den Befürwortern der B 535 mit dem Bahnübergang Friedrichsfelder Landstraße im Hirschacker betrieben werde. Die Deutsche Bahn AG plane auf der gesamten Strecke der Rheintalbahn zwischen Mannheim und Karlsruhe höhengleiche Bahnübergänge durch Unterführungen zu ersetzen. Diese Maßnahme als "ersten Spatenstich" der B 535 zu bezeichnen fordere den mündigen Bürger heraus.

Sämtliche geplanten Gewerbegebiete in Schwetzingen seien auf die B 535 ausgerichtet. Diese ungezügelte gewerbliche Ansiedlungspolitik werde die Verkehrsprobleme vor allem im Hirschacker weiter verschärfen. Welche Auswirkungen eine solche Politik zeitigte, zeige das Verkehrsaufkommen bei "Möbel-Walther".

Den eindringlichen Ausführungen schloß sich eine Begehung des ehemaligen Rangiergeländes am Rande des Naturschutzgebiets "Hirschacker/Dossenwald" an. Dabei wurde darauf hingewiesen, daß die dortige einzigartige Tier- und Pflanzenwelt nur zu erhalten sei, wenn der Bau der B 535 unterbleiben würde.

Die Bundestagsabgeordnete Köster-Loßack zeigte sich betroffen über die Zersiedlung des Hirschackers und das schon bestehende "Straßenkorsett", das durch die geplante B535 noch enger geschnürt würde. Die B 535 würde den "drangsalierten Bewohnern" noch weniger Luft zum Atmen lassen und die Wohnqualität weiter verschlechtern. Die Abgeordete unterstrich deshalb die Notwendigkeit, nach einem Regierungswechsel, eine Verkehrswende einzuleiten.

Die Begehung endete an der Düne "Lange Sandäcker" (Eichenbuckel), eine der ökologisch wertvollsten Binnendünen Baden-Württembergs. Andre Baumann betonte, daß der "Eichenbuckel" zwar im wesentlichen erhalten bleiben würde, daß er jedoch von der geplanten B 535 durch Asphalt und Beton völlig isoliert und abgeschnitten würde.

Angelika Köster-Loßack bedankte sich für die sachkundige Führung und versprach die Petition Anfang September persönlich in Bonn zu übergeben. Die Vertreter des "Aktionsbündnisses gegen die B 535" äußerten die Hoffnung, daß nach einem Regierungswechel in Bonn die Tetition umgesetzt werden könne und die B 535 ersatzlos aus dem Bundesverkehrswegeplan gestrichen werden.

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Lesen Sie den Wortlaut der Petition (Rückstufung B535)

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