Grosses Publikumsinteresse an GLP-Ausstellung im Wasserturm
Wasserturm am "Tag des Denkmals" geöffnet
Auf Initiative der Grünen Liste Plankstadt (GLP) wurde am "Tag des offenen Denkmals" das Wahrzeichen der Gemeinde Plankstadt für die Bevölkerung geöffnet. Die GLP zeigte Fotografien, historische Dokumente und Gemälde, die sich mit Geschichte, Architektur und Optik des denkmalgeschützten Wasserturms befassten. Die Ausstellung stiess auf sehr große Resonanz. 318 Bürgerinnen und Bürger besuchten innerhalb weniger Stunden den Wasserturm. Viele waren enttäuscht, daß ein Begehen des Turmes mit seinem Panoramablick nicht möglich war.
Gemeinderat Ulf-Udo Hohl begrüsste in seiner Ansprache die Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Grüne, Angelika Köster-Loßack, Bürgermeister Wolfgang Huckele, die Kreisrätin Rita Wolf und die Gemeinderäte Gaby Wacker (SPD) und seinen Kollegen Winfried Wolf (GLP).
Hohl zeigte sich erfreut über die zahlreichen Besucher und verwies auf das Motto des diesjährigen "Tags des offenen Denkmals": "Europa ein gemeinsames Erbe", der europaweit in tausenden Gemeinden begangen werde. Er dankte denjenigen, die mit ihren Exponaten dazu beitrugen, dem Wasserturm neues Innenleben einzuhauchen: "Jürgen Sauer mit seinen plastischen schwarz-weiß Fotografien und Hermann Hub mit den farbenfrohen und präzisen Bildern des Wasserturms." Er selber habe zusammen mit Jürgen Sauer historische Dokumente aus dem Archiv der Gemeinde und des Generallandesarchivs in Karlsruhe herausgesucht und die deutsche Schrift in lateinische Buchstaben übertragen. Anerkennende Worte fand er für die Mitglieder der GLP, die den Turm wieder in Schuss gebracht und sämtliche technischen und organisatorischen Arbeiten übernommen hätten. Bauamt und Bauhof sowie Hausmeister Hans Brixner hätten dabei die notwendige logistische Unterstützung geleistet.
Geschichte der Wasserversorgung und des Wasserturms
Nach soviel Lob ließ der Redner die Geschichte der Wasserversorgung und des Wasserturms in Plankstadt ausführlich Revue passieren.Hohl führte aus, daß die Errichtung von Wasser- und Abwasserversorgungen im damaligen Großherzogtum Baden eine Folge der notwendigen Verbesserung der hygienischen und sanitären Standards und vor allem der schnell wachsenden Bevölkerung war. So stieg die Bevölkerung von Plankstadt von 483 Einwohner im Jahr 1786, über 1333 im Jahr 1844 auf 3722 Einwohner im Jahr 1906. Ein Schreiben des Großherzogl. Badischen Bezirksamts Schwetzingen an das Ministerium des Innern in Karlsruhe vom 9. Jan.1895 mache die Ausgangslage in Plankstadt deutlich und verweise mit den dort genannten Lokalitäten pikanterweise auf Brennpunkte der der aktuellen Plankstädter Kommunalpolitik. Der in dem Schreiben erwähnte "Brandweiher", in den das "Tag- und Brauchwasser" geleitet wurde, stelle die heutige "Keesgrieb" dar, die damals eine zentrale Rolle bei der Abwasserversorgung spielte. Der "geringere Teil" der Abwasser wurde "an den Ortsenden in das Feld geleitet... wo sich dasselbe versetzen muß." Da "bei starken Regengüssen... die angrenzenden Häuser und Hofreiten unter Wasser gesetzt werden" beschloss die Gemeinde mit einer Kanalisation zuerst in der "Waldpfadstraße", auch "neue Schwetzinger Strasse" genannt, einen Hauptkanal bis zur "alten Kiesgrube", der heutigen Gänsweid, zu legen. Diese Massnahme sei der Beginn einer kommunalen Wasserversorgung in Plankstadt gewesen. 1888 wurde das Wasserwerk in Mannheim in Betrieb genommen, 1889 der schmucke Wasserturm mit Hochbehälter erbaut. Dies hatte Vorbildcharakter für die umliegenden Gemeinden der Kurpfalz. Staatliche Behörden, wie die Oberdirektion des Wasser- und Straßenbaus in Karlsruhe sowie die Großherzogl. Kulturinspektion in Heidelberg, versuchten die Gemeinden bei der Sicherung der öffentlichen Gesundheit und Hygiene zu unterstützen. Allerdings scheiterten 1904/1905 alle Versuche der Kulturinspektion die Gemeinden Eppelheim und Plankstadt für einen gemeinsamen Wasserturm zu gewinnen.
Stattdessen beschloss der Plankstädter Bürgerausschuss am 22. Mai 1906 mit 49 Ja und einer Nein Stimme eine eigene öffentliche Wasserversorgung zu bauen und dafür ein Darlehen in Höhe von 190000 MK aufzunehmen. Am 28.Juni 1906 beschloss der Gemeinderat einen Wasserturm zu errichten. Das Baugesuch wurde am 3. Juli von der Baukommission abgesegnet und bereits am 13. Juli erging der Baubescheid durch das Bezirksamt Schwetzingen. Federführend war dabei der damalige Bürgermeister Peter Helmling und der Bauleiter Clemens Baumeister.
Gemeinderat Hohl teilte dann einige technische Details des Wasserturms mit: Höhe bis zur Windfahne 44 m, Fallhöhe des Wassers 34 m, Fassungsvermögen des Hochbehälters 250000 l, die zum Ausgleich der Druckverhältnisse bei starkem Wasserverbrauch und der Brandbekämpfung dienten. Die Architektur bezeichnte er als technischen Zweckbau der in die historisierende Form eines Burgfrieds eingebunden wurde. Der Wasserturm arbeitete ohne größere Probleme bis er am 23. März 1981 vom Netz genommen wurde. Am 17. Okt. 1981 stellte die Gemeinde Plankstadt wegen Verseuchung ihres Grundwassers die Eigenversorgung mit Wasser bis heute ein. Gemeinsam mit dem Wasserturm, der 1907 in Betrieb ging, wurde das Pump- und Wasserwerk errichtet. Erster Pumpmeister war Heinrich Gund, der am 1. Mai 1908 "den Dienst zur pflichtgetreuen Wasserversorgung" antrat. Für alles andere wie den Wasserturm, Hydranten und Wasserleitungen war der Brunnenmeister Franz Berlinghof verantwortlich.
GLP und Wasserturm
Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen ging Hohl auf das Verhältnis der GLP zum Wasserturm ein. Er fasste dies unter dem Slogan: "Kultur im Wasserturm" zusammen und verwies auf mehrer Versuche diese Vorstellungen umzusetzen. Hohl: "Trotz vieler guter Argumente scheiterten alle Versuche aus politischen Gründen, die sich hinter formalen Bestimmungen verschanzten." Mit Unterstützung von Bürgermeister Huckele sei es dann aber 1994 der GLP gelungen die Ausstellung "Wassertürme gestern und heute" zu präsentieren und den Wasserturm erstmals mit erheblichen Renovierungsarbeiten 7 Tage für die Öffentlichkeit zu öffnen. 1995 wurde diese Ausstellung anlässlich des "Tages des Denkmals" in Gemeinderegie nochmals 3 Tage gezeigt. Die damaligen Hoffnungen, daß damit der Bann gebroche sei und der Wasserturm den Dornröschenschlaf beende, hätten sich nicht erfüllt. Hohl machte deutlich, daß die GLP weiterhin die Ansicht vertrete, daß sich die Gemeinde zu ihrem markanten Wahrzeichen auch finanziell bekennen müsse. Die GLP wolle kein Mahnmal, daß vergangene Technik dokumentiere aber vor sich hinrotte, sondern ein offenes Denkmal, welches technische Tradition mit zeitgenössicher Nutzung verbinde. Nur eine solche Kombination garantiere letztendlich den Erhalt des Gebäudes.
Gemeinderat Hohl sprach deshalb die Hoffnung aus, dass spätestens zur Jahrhundertfeier im Jahr 2007, der total sanierte Wasserturm seiner neuen Bestimmung übergeben und Plankstadt um eine Attraktion reicher sei.
Nach der mit viel Applaus aufgenommenen Rede zeigte das Plankstädter Musiktalent Boris Reiser mit einigen musikalischen Beiträgen welche akustischen Möglichkeiten der Wasserturm bietet.In Gesprächen im Turm fand die Ausstellung große Anerkennung. Auffallend war aber auch, wie viele, vor allem jüngere Besucher, sich schon Gedanken über eine mögliche Nutzung des Wasserturms gemacht haben.Der Wasserturm wird sicher verstärkt auf der Agenda bleiben.
uhl
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Keine "Sonnenfinsternis" für Eisenbahnerwohnungen
Einigungsstelle stoppt Verkauf
Mit Genugtuung wurde in der Montagsrunde der Grünen Liste Plankstadt (GLP) der Schiedspruch der Einigungsstelle aufgenommen, die ihre Zustimmung zum Verkauf der Eisenbahnerwohnungen verweigerte. Damit ist auch der dritte Anlauf einer Bundesregierung am Widerstand des Hauptpersonalrats beim Präsidenten des Bundeseisenbahnvermögens gescheitert, die Eisenbahner-Wohnungen an ein privates Bieterkonsortium zu verkaufen.
Gemeinderat Ulf-Udo Hohl berichtete, daß die Einigungsstelle unter Vorsitz des Präsidenten des Oberlandesgerichts Manfred Schinkel die Bedenken des Hauptpersonalrats bestätigt habe. Dieser vertrete die Auffassung, daß der von dem noch amtierenden Bundesverkehrsministers Müntefering (SPD) so hochgelobte Mieterschutz nicht ausreichend und die beabsichtigte Form der Privatisierung mit den gesetzlichen Vorgaben unvereinbar sei. Hohl rief noch einmal diese gesetzlichen Vorgaben ins Gedächtnis. Die ehemaligen Wohnungen von Bundes- und Reichsbahn seien seit der Neuordnung des Schienenunternehmens 1993 im Eigentum des Bundeseisenbahnvermögens (BEV). Der Schutz der Mieter und der Erhalt der 18 Wohnungsgesellschaften wurden dabei vertraglich als betriebliche Sozialeinrichtungen garantiert. Durch das Verfahren hätten sich dabei Behauptungen der SPD, daß der neuen Bundesregierung durch Vorverträge des ehemaligen Verkehrsministers Wissmann (CDU) die Hände gebunden seien, als kapitale Ente erwiesen. "Absprachen können nun mal nicht als vertragliche Regelungen" ausgegeben werden, betonte Hohl. Der Verkehrsminister halte allerdings weiterhin an der kompletten Privatisierung der Eisenbahnerwohnungen fest, obwohl in der Koalitionsvereinbarung ausdrücklich Modelle wie sie von der Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands (GdED) vorgeschlagen werden, enthalten sind.
Die GdED habe Minister Müntefering dagegen aufgefordert, über das von ihr vorgelegte Alternativkonzept zu verhandeln. Nach den Vorstellungen der Gewerkschaft sollen 20% des Wohnungsbestandes über einen Zeitraum von 10 Jahren an die Mieter verkauft werden, während 80% weiterhin im Eigentum des Bundes bleiben sollen. Nach diesem Plan würden immerhin noch rund 3 Milliarden in Finanzminister Eichels Kasse fließen. Hohl kritisierte, daß die jetzige Regierung vor der Bundestagswahl noch vollmundig erklärt habe, den Verkauf der Eisenbahner-Wohnungen zu stoppen, jetzt aber davon nichts mehr wissen wolle, um mit dem Erlös von 4,6 Milliarden DM die Haushaltslöcher im Verkehrsministerium zu stopfen. Es könne nicht angehen, daß nach Kassenlage sozialpolitische Errungenschaften über Bord geworfen werden. In dieses Bild würden auch Überlegungen im Verkehrsministerium passen, das Eisenbahnneuordnungsgesetz von 1993, in dem die weitgehenden Mitbestimmungsrechte des Hauptpersonalrats festgeschrieben sind, zu ändern.
Vorstandsfrau Sigrid Schüller verwies auf die schon mehrmals erhobene Forderung der GLP, daß die Gemeinde Plankstadt bei einer Teilprivatisierung aus sozialen und städtebaulichen Gründen einige Wohnungen in der Siedlung erwerben solle. Schüller: "Für die im Haushalt eingestellten 5 Millionen für das Prestigeobjekt Regenrückhaltebecken in der Gänsweid könnten 60 bis 70 Wohnungen in der Siedlung gekauft werden."
ho
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Schöner wohnen in schützenswerten Zonen
KEESGRIEB. Der neun Jahre alte Beschluss des Gemeinderats, einen Bebauungsplan für die "Keesgrieb" aufstellen zu lassen, ist noch nicht vom Tisch. Sollte die frühere PlaLi-ldee, in Zeiten hoher Immobiliennachfrage entstanden, Wirklichkeit werden, wäre eines der letzten Alt-Plankstädter Gelände für alle Zeiten verloren. Einem Baulandgewinn für wenige Nutznießer steht der Verlust eines Stücks origineller, naturbelassener Landschaft mitten in Plankstadt gegenüber. Wenn der Entwurf einer flächendeckend dichten Bebauung im neu zu wählenden Gemeinderat eine Mehrheit findet, tritt die Befürchtung des Plankstädter Ehrenbürgers Dr. Paul Bönner von 1908 doch noch ein: das endgültige Verschwinden der Keesgrieb, damals noch Abwasserteich und Badeplatz der Schuljugend. Um auf die Problematik der Bauabsichten in der sensiblen "Grünen Lunge" der Gemeinde hinzuweisen, hatte die Grüne Liste Plankstadt alle Interessenten zu einer Ortsbegehung eingeladen.
Gemeinderat Winfried Wolf begrüßte die zahlreich erschienenen Bürger und Anwohner und gab einen kleinen Einblick in die Plankstädter Frühgeschichte. Seit der wahrscheinlichen Gründung Plankstadts im frühen 5. Jahrhundert als fränkische Siedlung am Hochufer eines ehemaligen verlandeten Neckararmes (heute Ladenburger Straße), diente das Keesgriebgelände den alten Plänkschtern als Kiesgrube (daher der mundartliche Name), Abwassersammelstelle, Pferdeschwemme, Badetümpel, Schuttabladeplatz, Reitgelände und heute als Kleingartenanlage und grüne Lunge Plankstadts. Wobei die Menschen damals - im Gegensatz zu ihren heutigen Nachfahren - ganz bewusst die niederen Geländeabschnitte mit bis zu fünf Metern Höhenunterschied wegen Überschwemmungsgefahr mieden. Die Keesgrieb und später im Verbund mit ihr auch die Gänsweid waren natürliche "Regenrückhaltebecken".
Im Verlauf der Begehung konnten sich die Exkursionsteilnehmer ein Bild vom heutigen Zustand des Geländes machen. Bewohner der Wilhelmstraße zeigten stolz ihre gepflegten, von der Gemeinde als Verlängerung des eigenen Areals angepachteten Gärten, alte Abwasserleitungen waren noch zu erkennen. In der mittleren Keesgrieb liegen einige Gärten brach, da sie von der Gemeinde bereits vorab gekündigt wurden. Pflanzen und Tiere konnten sich in dem teilweise verwilderten Gelände ungehindert ausbreiten. Igel, Molche, Erdkröten und Frösche haben neben einigen Vogelarten ideale Lebensbedingungen.
Gemeinderat Wolf zitierte an der tiefsten Stelle der Keesgrieb aus einem Protokoll des Jahres 1834 im Heimatbuch, das die Funktion des Geländes als Regenwassersammler veranschaulicht. So mussten unsere Vorfahren immer wieder angefallenen Schlamm ausgraben und auf die umliegenden Acker verteilen. Das Gefälle aus Richtung der Felder (heute Wilhelmstraße, Waldpfad) musste erhalten bleiben, damit nicht "bei starken Regenfällen das durchbrechende Wasser über die Felder laufe und die Gewächse ersäufe". Zum Abschluss der Begehung trafen sich alle Teilnehmer unter den alten Kirschbäumen am Eingang der Keesgrieb, um Eindrücke auszutauschen und die Bebauungsabsichten zu besprechen. Wenig Verständnis hatten die Gartennutzer für die verfrühte Kündigung ihrer Parzellen seitens der Gemeinde. Auch der geplante Erdhügel stieß bei Bewohnern der Wilhelmstraße auf Vorbehalte. Denkbar und mit der Natur verträglich erscheint lediglich ein Fuß- und Radweg zur Hauptstraße und eine rückwärtige Bebauung der vorhandenen Straßenzüge. Die Diskussion mit allen Betroffenen muss allerdings noch geführt werden.
Winfried Wolf
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