Aktionsbündnis gegen die B 535 befürwortet Planungen für Straßenbahn / "Ökologisches Mäntelchen"

Auf seiner jüngsten Versammlung diskutierte das Aktionsbündnis gegen die B 535 über Stellungnahmen kommunaler Gremien, ob die Heidelberger Strassenbahnlinie 2 von Eppelheim über Plankstadt nach Schwetzingen weitergeführt werden soll.
Die aktuellen Verlautbarungen der kommunalen Verwaltungsebene zum öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) unterstreichen erneut, daß diese einseitig auf die Förderung des motorisierten Individualverkehrs fixiert sind. Im Bereich Schwetzingen werden von den Bürgermeistern in Schwetzingen und Plankstadt sämtliche Planungen des ÖPNV von der Realisierung des Wahnsinnsprojekts B 535 abhängig gemacht und gezielt blockiert. Unterstützt werden sie dabei von der Industrie und Handelskammer Rhein-Neckar sowie von Landes- und Bundestagsabgeordneten aus CDU und SPD. 

Dieser künstlich aufgebaute Zusammenhang besteht aber nur insoweit als der Bau der B 535 zu einer Zunahme des Autoverkehrs führen und eine Stärkung des ÖPNV verhindern würde. Öfter ist nun auch wieder von einer "zweispurigen" B 535 die Rede.
Die Verfechter dieses Phantasieprodukts versuchen der Zweispurigkeit ein ökologisches Mäntelchen umzuhängen, obwohl die Basis ihrer Überlegungen allein dem Finanzstau in den Kassen des Verkehrsministeriums geschuldet ist. Erst neulich hat ein Vertreter des Strassenbauamtes klargestellt, daß die B 535 zwar zweispurig begonnen werden könne, dennoch sämtliche Bauwerke, Brücken und der Tunnel aber vierspurig ausgelegt würden. 
Den in der Kommunalpolitik herrschenden Interessengruppen, die kritik- und alternativlos die B 535 befürworten, liegt nichts an einer entschiedenen Förderung des ÖPNV. Die ökologische und soziale Alternative Strassenbahn ist unerwünscht. 
Der Schwetzinger CDU OB hat dazu verlauten lassen, daß der ÖPNV nur für Alte und Arme attraktiv sei. Es kann deshalb nicht verwundern, daß gerade der Schwetzinger Stadtrat bekundete, die Strassenbahn nicht über die Carl-Theodor Brücke führen zu wollen, sondern in der Oststadt oder dem einstigen Ausbesserungswerk der Bundesbahn enden zu lassen. Die Innenstadt soll für einen zahlreichen und erwünschten Verkehr des konsumfreudigen und zahlungskräftigen Automobilisten reserviert bleiben. Die Planungen einer autogerechten Innenstadt ("Innenstadtring") die Schwetzingen mit Querspange und Südtangente an die Autobahnspange B 535 anbinden sollen dienen diesem Ziel.

Das Aktionsbündnis gegen die B 535 befürwortet die Strassenbahnplanungen der Heidelberger Strassen- und Bergbahn AG (HSB). Die Strassenbahnlinie 2 muß in Schwetzingen bis zum Bahnhof oder zum Schloß geführt werden. Sie muß um die Ortschaften sinnvoll und optimal anzuschließen die Ortszentren erreichen. Diese Planungen weisen die besten Kosten - Nutzen - Ergebnisse auf.

Wie die von der HSB und dem Rhein Neckar Kreis, aber auch von den beteiligten Kommunen in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie einer Strassenbahnverlängerung der Linie 2 zeigt, steht einer Umsetzung der Planungen technisch nichts entgegen. Die Strecke würde finanziell gefördert und könne wirtschaftlich betrieben werden.
Mit der Schaffung der Strassenbahnlinie Heidelberg-Schwetzingen könnte das Umsteigen in Eppelheim entfallen, der Nahverkehr würde dadurch attraktiver. Der Fahrkomfort und die Beförderungskapazitäten stiegen durch den Einsatz von Strassenbahnen.Die Studie rechnet mit einer Verdoppelung der Fahrgastzahlen. Alle zehn Minuten würde eine Strassenbahn von Schwetzingen nach Heidelberg fahren. 

Andere Gemeinden in der Region haben längst begriffen, welche wirtschaftlichen und verkehrspolitischen Möglichkeiten eine Strassenbahn bietet. Wenn nicht auch von den´hiesigen Kommunen - wie vor der Wahl von den Parteien der jetzigen Bundesregierung versprochen - eine Verkehrswende eingeleitet wird, kommen jene, im Wortsinn, eher zum Zug als die hiesigen.

be / ho

Abgeordnete nicht einer Meinung

Die Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Heidelberg/Schwetzingen, Dr. Angelika Köster-Loßack (Bündnis 90/Die Grünen) wehrt sich gegen Äußerungen ihres Abgeordnetenkollegen Dr. Karl A. Lamers (CDU). "Die Behauptung von Herrn Dr. Karl A. Lamers, die "Notwendigkeit" der B 535 stehe "parteiübergreifend" außer Frage (Schwetzinger Zeitung vom 26. August 2000), entspricht nicht der Wahrheit," so die Grünen-Abgeordnete.

"Wie meinem Kollegen von der CDU seit Jahren bekannt sein dürfte, lehne ich den Bau der B535 aus ökologischen Gründen ab. Bereits vergangene Woche habe ich Schwetzingens Bürgermeister Bernd Kappenstein in einem Brief darauf aufmerksam gemacht, dass die Abgeordneten des Wahlkreises Heidelberg-Schwetzingen keineswegs einer Meinung sind, was den Bau des Autobahnzubringers B535 betrifft. Kappenstein hatte in einem Schreiben an den Bundesverkehrsminister Klimmt argumentiert, "die Abgeordneten aus unserem Wahlkreis" hätten sich für die B535 "stark gemacht", heisst es in der Stellungnahme von Dr. Köster-Loßack.

Nach Überzeugung der Grünen-Abgeordneten bedürfe es keiner "vierspurigen Autobahnverbindung zwischen der A5 und A6". Die Forderung von MdB Lamers, die Zinsersparnisse aus den UTMS-Erlösen für dieses Straßenbauprojekt einzusetzen, lehnt sie deshalb ab.

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Kunst am "Zeitzeloch"

Anläßlich des bundesweiten Aktionstages "Mobil ohne Auto" führte das "Aktionsbündnis gegen die B535" eine Radtour entlang der Trasse der geplanten B5353 durch. Unter sachkundiger Führung von Dr. Uta Erichsen und Andre Baumann (beide NABU) wurde über die aktuelle politische und finanzielle Situation der B535 informiert und gleichzeitig vor Ort auf die zerstörerische Planung der Stadtautobahn hingewiesen.

An der Baustelle der Eisenbahnunterführung konnten sich die Teilnehmer der Exkursion ein Bild machen, welche verheerenden Folgen, ein vergleichsweise kleiner Eingriff in die Landschaft für die Natur bedeutet: Dutzende von alten Eichen und Kiefern wurden abgeholzt, ein Teil einer geschützten Sanddüne wird abgeräumt werden. Welche Umwälzung der Landschaft eine Realisierung des Wahnsinnsprojekts B535 bedeuten würde, konnte so erst richtig ermessen werden.

Der Bogen der Exkursion spannte sich von der Friedrichsfelder Landstraße, über das Ausbesserungswerk Schwetzingen bis zum "Zeitzeloch". Dort klang die Radtour mit einem herzhaften Picknick aus.

Höhepunkt der kleinen Party war ein "action painting" des Plankstadter Künstlers Hermann Hub, der in der Manier des phantastischen Realismus die Schrecken und Pein der B535 auf ein Leintuch bannte. Künstler und Kunstwerk wurden mit viel Applaus bedacht und gefeiert.

ho

Plankstadt, den 4.07.2000