Zusicherungen der Gemeinde eingefordert

OSTUMFAHRUNG. Bei einem sommerlichen Treffen mit Vertretern der GLP in Plankstadt stellte der NABU Vorsitzende Andre Baumann den "Landschaftspflegerischen Begleitplan" ( LAP ) des "Planungsbüros Zieger-Machauer" zur Ostumfahrung vor. 
Baumann bemängelte, dass in den Planunterlagen lediglich der Krötentunnel erwähnt sei, die anderen mit der Gemeinde Plankstadt ausgehandelten Ausgleichsmaßnahmen dagegen fehlen würden. Der NABU habe aus diesem Grund dem LAP Entwurf nicht zugestimmt, bis alle Zusicherungen nachrichtlich und zeichnerisch in den Maßnahmekatalog aufgenommen werden. 
Baumann erinnerte daran, dass nur mit Zustimmung des NABU zu einer Kreisellösung bei der Ostumfahrung, der Weg für einen möglichen Radüberweg freigemacht wurde. Im Gegenzug hatte die Gemeinde Plankstadt schriftliche Zusicherungen bei der Durchführung landschaftspflegerischer Begleitmaßnahmen gemacht, die unter anderem Ausgleichsmaßnahmen im Bereich des Schützenhauses ( 1,5 ha ) sowie die Anlage einer Baumallee auf dem parallel zur L543 alt in Richtung Eppelheim führenden Feldweg vorsehen. 
Der NABU Vorsitzende machte deutlich, dass seine Organisation auf der Umsetzung sämtlicher Kompensationen bestehe.
Vorstandsfrau Sigrid Schüller sprach die Erwartung aus, dass die Verwaltung zu ihren schriftlichen Zusicherungen stehe und sicherte dem NABU die Unterstützung der GLP zu.

ho

Erfolgreiches Fest am "Zeitzeloch" - Aktionsbündnis in der Offensive

Auch dieses Jahr stand das "Zeitzeloch Fest" des Aktionsbündnisses gegen die B535 in der Kontinuität des jahrzehntelangen Widerstands gegen das vierspurige Wahnsinnsprojekt B535. Ein freundlicher Sommertag sorgte bereits beim Aufbau der Stände und zahlreichen Schautafeln für eine ausgezeichnete Stimmung, die bis weit in den Abend hinein anhielt.Die Besucher konnten sich dort umfassend informieren und anschliessend an Exkursionen durch das "Zeitzeloch" teilnehmen. Die Kinder töpferten unbeschwert oder warfen auf die Dosen.

Gemeinderat Ulf-Udo Hohl begrüsste namens des Aktionsbündnisses gegen die B535, das von der Grünen Liste Plankstadt, der Grün-Alternativen Liste Schwetzingen, dem NABU und dem BUND gebildet wird, die zahlreichen Gäste. Sein besonderer Gruss galt den Eppelheimer Stadträtinnen Regina Czechanowski und Christa Balling-Gündling, der Kreisrätin Rita Wolf aus Plankstadt sowie dem Regionalgeschäftsführer des BUND Alfons Buchtela.

Mit dem Motto des diesjährigen Festes "Finanzstau schafft Verkehrswende" unterstreiche das Aktionsbündnis seine Enttäuschung über die erhoffte aber bisher ausgebliebene Verkehrswende durch die neue SPD/ GRÜNEN Regierung. Die Autopartei SPD halte weiterhin Kurs, Kanzler Schröder lasse sich vor den Karren der Autoindustrie spannen. Das Druckpotential der GRÜNEN würde zu schwach eingesetzt. Allein die fehlenden Mittel hätten eine Überprüfung des Bundesverkehrswegeplans erzwungen. Darunter falle auch die B535 Abschnitt Schwetzingen/ Plankstadt. Hohl forderte dabei eine Neubewertung der B535 anhand europäischer Richtlinien und Normen, eine Untersuchung der verkehrlichen Notwendigkeit und eine Neuberechnung der Kosten, die inzwischen bereits von 101 Millionen (1992) auf 125 Millionen gestiegen seien. Einer zweispurigen Variante erteilte Hohl eine Absage, weil deren Verfechter lediglich der Kassenlage Rechnung tragen und bei einer verbesserten finanziellen Situation vierspurig ausbauen würden. Natur und Landschaft würden auch dann mit Beton und Asphalt versiegelt, Biotope wie das "Zeitzeloch" zerstört. Das Bundesverkehrsministerium prüfe zudem, ob eine vorübergehende Zweispurigkeit, die auf 4 Spuren ausgelegt ist, im Endausbau nicht teurer komme als die sofortige Vierspurigkeit. Klar sei, dass wegen der Ebbe in der Kasse nur ein abschnittsweises Bauen in Frage komme und zwar von Nord nach Süd. Der Verkehr würde sich dann am Abschnittsende Bundesbahnausbesserungswerk seinen Weg durch Plankstadt suchen. Hohl verwies auf einen geplanten Besuch von Bürgermeister Huckele beim Verkehrsminister in Berlin, der sich dort für die Zweispurigkeit einsetzen wolle. "Wir wünschen einen schönen Aufenthalt, sind aber weiterhin der Auffassung, dass eine veränderte Verkehrssituation im Raum Schwetzingen/ Plankstadt, verkehrliche Alternativen möglich machen, um die Altlast B535 aus dem Bundesverkehrswegeplan herauszunehmen", betonte Hohl. Er machte klar, dass das Aktionsbündnis den Finanzstau nutze und bei verschiedenen Ministerien und Gremien des Bundestags in die Offensive gegangen sei, um das Wahnsinnsprojekt B 535 zu stoppen. Abschliessend wünschte er viel Spass mit der "Hebel-Abi Band '99 Brennessel" des "Hebel-Gymnasiums" Schwetzingen und dankte dem hiesigen Bauhof für die logistische Unterstützung.

Die jungen Musiker, die sich als "Abi Band I und II" formierten, erfreuten mit einem Programm aus Pop und Rock vor allem das jugendliche Publikum bis in den frühen Abend.

Das eingespielte Organisations Team stellte dann in der Nacht den ursprünglichen Zustand des Terrains am Spielplatz wieder her.

HO

Frauen in einer Männerrevolution

Die Veranstaltung "Frauen in der badischen Revolution 1848/49" war Teil der Veranstaltungsreihe "Freiheit - Unterdrückung - Widerstand" - Geschichte und Geschichten aus dem Schwetzinger Raum, die von verschiedenen Organisationen, wie dem Arbeitskreis freundliches Schwetzingen (AfS), Gewerkschaften, Grünen und Grünalternativen bis hin zum SPD Ortsverband Plankstadt reicht.

Ausgerichtet wurde die Veranstaltung am 23.6.1999 von der Grünen Liste Plankstadt, die damit an ihre Veranstaltung "Die Revolution am Unteren Neckar 1848/49" vom letzten Jahr anknüpfte.
Voll besetzt war das neugestaltete Stübchen im Gasthof "Pacific im Adler" als Gemeinderat Ulf-Udo Hohl die Gäste willkommen hieß. Besonders begrüßte er den Referenten Hans-Martin Mumm, Kulturamtsleiter und Vorsitzenden des Heidelberger Geschichtsverein sowie das Duo "Siebenpfeiffer".

Bevor Hohl zum eigentlichen Thema kam, erinnerte er an den Jahrestag der Schlacht bei Waghäusel, die exakt vor 150 Jahren am 21./22. Juni 1849 stattfand, wo das badische Volksheer nach anfänglichen militärischen Erfolgen den preußischen Linientruppen unterlag.
Durch Recherchen in Prozeßakten gelang es Namen von 27 Plankstädter Revolutionsteilnehmern zu ermitteln, darunter auch Plankstädter Bürgern, die dem revolutionären demokratischen Volksverein in Schwetzingen angehörten nämlich Johann Helmling, Michael Renkert und Johann Jakob Treiber.
Gemeinderat Hohl schlug dann einen Bogen von der französichen Revolution von 1789, an der sich Frauen bewaffnet beteiligten bis zur badischen Revolution, die vor allem zivile Formen weiblichen Engagements hervorbrachte. Dennoch habe auch in ihrem Ablauf das Bild der subversiven Frau die Phantasie der Männerwelt beschäftigt.
Hohl zitierte aus einem Spitzelbericht an die Untersuchungskommission in Karlsruhe, in dem es heißt "auch Frauenzimmer hat es, welche die Fürsten würgen wollen". Der Denunziant wirft den namentlich aufgeführten Frauen vor, daß sie "Blutschriften" drucken ließen, die "Fürsten beschimpften" oder ihnen die "Republik nicht rot genug" sei.
Hinter diesen Überzeichnungen habe die Befürchtung gestanden, daß Frauen ihre zugewiesene Geschlechtergrenze überschreiten und gar zu Waffe greifen könnten. Politik und Kriegshandwerk sollte aber eine Domäne der Männer bleiben. Bewaffnete Frauen habe es in den Kämpfen im damaligen Deutschen Bund nicht gegeben, lediglich in Wien sollen sich Frauen an den Barrikadenkämpfen beteiligt haben.
Dennoch sei die Bedeutung der in Vereinen organisierten Frauen groß gewesen, da sie die revolutionären Strukturen mittrugen. Als Beispiel führte Hohl Henriette Obermüller aus Durlach an, die als Mitglied des Durlacher Frauenvereins für den dortigen Turnverein eine rote Fahne mit der Aufschrift: "Durlachs Democratinnen den Turnern - Siegen oder Tod" anfertigen ließ. Nach der Niederlage wurde H. Obermüller wegen ihrer "unwürdigen Sympathie für die Sache der roten Republik" zu einer hohen Gefängnisstrafe verurteilt.
Des weiteren nannte er Maria Antonia Stehlin aus Ettersheim, die als Vorsitzende des dortigen Frauenvereins dem rein männlichen Volksverein eine rote Fahne mit der Aufschrift º"Freiheit, Wohlstand, Bildung für alle" mit den Worten der "Fahne stets mutig zu folgen und sie auch dann nicht zu verlassen, wenn ihr blutiges Rot auf blutigen Schlachtfeldern flattert" überreichte. Maria A. Stehlin habe nach dem Scheitern der Revolution in die USA fliehen müssen.
Hohls Fazit lautete, daß die Frauen die behütete Schwelle des Hauses verlassen und sich öffentlich und organisiert weit mehr an der Revolution beteiligt hätten als bisher angenommen.


Nach dieser ausführlichen Einleitung intonierten "Siebenpfeiffer Zwo" das französiche Revolutionslied "Ca ira", das Lied "Hinauf Patrioten zum Schloß" das 1832 beim Hambacher Fest gesungen wurde und den Hit von 1848/ 49 "Fürsten zum Land hinaus".

In seinem Referat ging Hans-Martin Mumm auf seinen Vorredner ein, wobei er die Rolle der Frauen als weniger gewichtig einstufte. Die Revolution von 1848/49 sei eine Männerbewegung gewesen. Die Frauen auch die demokratisch organisierten wollten ihre Geschlechterrolle nicht aufgeben, sondern als Frau nur die Freiheit haben zu schreiben und zu dichten. Darüber hinaus hätten sie bei bewaffneten Auseinandersetzungen Gewehrkugeln gegossen und Verwundete gepflegt. Dies sei das Ziel der meisten Frauenvereine gewesen. Das weibliche Vereinswesen habe sich aus den liberalen Salons des Bürgertums entwickelt. Später allerdings auch die unteren Schichten erfaßt.

Mumm ging ganz konkret auf den Heidelberger Frauenverein ein, der sich 1848 mit dem Aufruf zur Anfertigung einer Fahne für die Bürgerwehr zu Wort meldete und sich aus dem Milieu der Professorengattinen rekrutierte. Nachdem sich immer mehr Frauen aus der Schicht der Kleinbürger und Handwerker beteilgten wurde 1849 die Wirtin Katharina Beck Vorsitzende und Theresia Bomo, Tochter eines Lackierers, Schriftführerin. Während der Revolution sammelte der Verein Verbandsmaterial, Geld oder goß Gewehrkugeln.

Auf diese Aktivitäten wollte Mumm dann auch von einzelnen prominenten Frauen wie Louise Otto, Amalie Struve oder Emma Herwegh abgesehen, den Anteil der Frauen an der Revolution beschränkt sehen. Die hosentragenden Frauen, die ihre Männer in den Kampf begleiteten konnten dies wegen des Offiziersprivilegs ihrer Männer.
Für weitereichende Spekulationen über bewaffnete Frauen gäben die bisherigen Quellen zu wenig her oder diese beruhten auf Männerphantasien.

Die dominierende Rolle der Männer in der Revolution unterstrich Mumm mit einigen Gedichten, die den strammen Turner oder die Heldengestalt des Friedrich Hecker zum Thema hatten. In dieser politischen Lyrik, auch von Frauen wie Louise Dittmar, werde Hecker "zum Che Guevara der damaligen Zeit" verklärt, dessen Ruhm das Scheitern der Revolution überdauerte. Für viele auch von Frauen entwickelte Gedankenexperimente sei die Zeit noch nicht reif gewesen. Erst 1918 wurden sie wieder in die politische Diskussion eingebracht. Als Beispiel nannte Mumm das aktive und passive Wahlrecht für Frauen, das 1848/49 nicht mehrheitsfähig war.

Mit mehrern Liedern von "Siebenpfeiffer Zwo", darunter das "Bürgerlied", die "Freie Republik", das "Badische Wiegenlied" und "Trotz alledem" klang die sehr informationsreiche Veranstaltung aus.

ho

Plankstadt, den 8.07.1999